Goichi Suda, besser bekannt als Suda51, legendärer Game-Designer mit einem unverwechselbaren Stil und Sinn fürs Bizarre, hat schon beachtliche Werke geschaffen. Das klassische Problem für viele davon: sie sind ohne die originale Hardware nicht mehr spielbar, einen PC-Port gab es bisher nie. Dem will der Japaner Abhilfe schaffen, und holt seine Klassiker nach und nach auf aktuelle Konsolen sowie den PC. Nachdem bereits No More Heroes I & II vor einigen Jahren aus der Wii-Versenkung geholt wurden, wird jetzt ein weiterer Titel aus dem PS3 & X360-Gefängnis befreit: Lollipop Chainsaw RePOP heißt das Ergebnis von Dragami Games, die den ursprünglichen Titel von Grasshopper Manufacture aus dem Jahr 2012 auf Vordermann brachten.
Die Kollaboration von Suda und Filmemacher James Gunn, der anschließend die Guardians of the Galaxy-Trilogie drehte und aktuell die Geschicke des DC-Universums lenkt, verfolgt die Geschichte von Juliet, Cheerleader und Zombiejägerin zugleich. Das kommt grade gelegen, denn plötzlich öffen sich die Tore zur Unterwelt und die Untoten machen es sich bei uns bequem. Denen begegnet sie mit Kombos ihrer PomPoms und ihrer (natürlich) Kettensäge.
Alleine muss sie sich den Zombies nicht entgegen stellen: im Verlauf der Geschichte wird sie u.a. von ihrem Sensei, und ihren Schwestern unterstützt. Und nicht zu vergessen ist da ihr Freund Nick, der (Achtung, Spoiler) direkt im Prolog den Löffel abgibt, und ab da als lebendiger Kopf an Juliets Gürtel hängt. Das hält ihn nicht davon ab, über spezielle Fähigkeiten ins Kampfgeschehen einzugreifen.
Im Remaster habt ihr die Wahl zwischen zwei Modi: der “Original Mode” liefert euch das Spiel, wie es damals 2012 auf den Markt kam, mit ordentlich Splatter, den originalen Zwischensequenzen und höchstens minimal aufgebesserten Texturen. Der “RePOP Mode” liefert deutlich aufgehübschte Grafik (trotzdem reden wir hier natürlich noch von einem Remaster, keinem Remake), veränderte Zwischensequenzen, und einen runtergedrehten Gore-Anteil. Zwar fliegen weiterhin Arme und Köpfe, statt Blut fließt jetzt aber eine nicht näher definierte bläuliche Flüssigkeit. Beide Modi bieten 4k-Support und flüssige 60 FPS.
Leider wird diese Action aber in keinem der beiden Modi von denselben Songs begleiteten, die noch im Original ertönten. Auch wenn es hierfür vermutlich lizenzrechtliche Gründe gibt, ist das wirklich ein Verlust, da die musikalische Untermalung einen nicht kleinen Teil zur Atmosphäre beitrug.
Auch an der Steuerung hat Dragami Games nur minimal geschraubt. Diese fühlt sich wie schon damals recht träge und ungenau an, oftmals braucht es mehrere Anläufe, um den einen gewünschten Move erfolgreich zu platzieren. Teilweise muss man gefühlt pixel perfect da stehen, wo das Spiel einen haben will. Wer etwas im Kampf variieren und nicht immer die gleichen Standardkombos spammen will, kommt so immer wieder ins Stocken, wenn manche Moves nicht flüssig von der Hand gehen.
Wie damals haut auch die Technik niemanden vom Hocker. Steife Animationen, trotz Remasters verwaschene Texturen, und Bugs machen immer wieder auf sich aufmerksam.
Mit einigen Goodies wird das Remaster dafür etwas versüßt. Dutzende aufreizende Outfits für Juliet, Artworks, neue Songs zur in-game Nutzung, oder Skins für die Kettensägen warten darauf freigeschaltet zu werden.
Trotz der genannten Negativpunkte ist es eine Freude, Lollipop Chainsaw endlich auf modernen Geräten zu sehen. Die abstruse Story, die bizarren Dialoge, die witzigen Minispiel-Einlagen (etwas Zombiekopf-Basketball gefällig?) machen immer noch so viel Spaß wie vor 12 Jahren.
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Fazit
Lollipop Chainsaw RePOP ist ein Remaster, das an der Grafikfront gute Arbeit leistet, und gefühlt den ganzen Rest im Originalzustand belässt. Steuerung, Technik und auch einige Audioprobleme wurden nicht nachjustiert. Hier wurde eine Chance verpasst, den Titel in einiger Hinsicht an moderne Standards anzupassen.
Wem das alles egal ist, und einfach nur keine Lust hat, die alte PS3 raus zu kramen, bekommt mit diesem Remaster eine solide Repräsentation des Originals. Fans von Suda51 (so wie dieser hier) schlagen sowieso zu, auch wenn bereits nach 6 Stunden Schluss ist.