Mit Children of Silentown des italienischen Entwicklers Elf Games liefert uns Daedalic Entertainment den nächsten Teil ihres beachtlichen Point & Click-Portfolios. Kann er an die vorherigen Erfolge anknüpfen?
Lucy lebt mit ihren Eltern in Silentown, einem Dorf mitten im Wald. Doch ihr Dorf ist nicht wie jedes andere. Sie und die anderen Kinder dürfen nicht zu laut sein, sagen ihr die Erwachsenen. Ab und zu verschwindet eine Person aus dem Dorf spurlos. Und nachts hört Lucy komische Geräusche aus dem Wald…
Eigentlich fühlt sie sich hier wohl gemeinsam mit ihren Eltern. Als aber eine weitere Person verschwindet, nimmt Lucy es nicht mehr einfach hin. Sie nimmt die Ermittlungen selbst in die Hand.
So startet das sympathische Point & Click-Adventure und entführt euch in seine eigene Welt. Während ihr zu Beginn noch recht simple Alltagsaufgaben erledigt, werdet ihr sehr bald in die Geheimnisse rund um den mysteriösen Wald verwickelt, und startet eure Untersuchungen und Befragungen der Dorfbewohner. Hierbei müsst ihr die genre-üblichen und recht koventionell gestalteten Aufgaben lösen wie “Wie komme ich an den Hut, den ein knurrender Hund bewacht?”. Item-Kombinationen sind hier an der Tagesordnung, zu schwer gestalten sich die Rätsel aber nie.
Rätsel zu lösen gilt es auch bei Lucys besonderer Gabe: mit der Hilfe ihrer Stimme, und Liedern, die sie auf ihrem Weg lernt, kann sie bspw. in die Gedanken von Personen einsehen oder die Vergangenheit eines Gegenstands beleuchten. Das ist auch bitter nötig, um manchmal zu verstehen, was überhaupt von euch gefordert ist. Diese Rätsel lockern den Spielfluss schön auf, und bieten etwas Abwechslung.
Der große Pluspunkt für Children of Silentown ist nicht das recht konventionelle Gameplay, das keine großen Überraschungen birgt, sondern die dichte Atmosphäre. Zu jeder Zeit ist die Furcht im Dorf spürbar vor dem, was im Wald lauert, selbst wenn bspw. ein Dorffest abgehalten wird. Einen großen Teil dazu trägt der Art Style bei. Der einzigartige Stil kann genauso gut fröhliche Szenen darstellen, und horrorhaftige Bilder in Albtraumsequenzen sehr überzeugend transportieren. Auch die Gestaltung der Charaktere selbst ist ein Teil davon: ohne Münder, und mit großen weißen Augen stellen sie die stillen und angsterfüllten Dorfbewohner auch visuell stimmig dar.
Die Story setzt das Sahnehäubchen oben drauf. Während der ca. 8 Stunden, die ihr in Silentown verbringt, wird die packende und einfühlsam erzählte Geschichte um die Dorfbewohner und das Mysterium im Wald euer Antrieb durch das recht konventionelle Gameplay sein. Mit jedem Kapitel lüftet sich der Vorhang ein wenig, bis ihr endlich wisst, was hinter dem Ganzen steckt, und ihr die Wahl aus vier verschiedenen Enden habt.
Die Atmosphäre wird nur leider durch einen Aspekt signifikant gestört. Während ihr durch das Dorf und das umliegende Land streift, begleitet euch ein eigentlich schöner und passender Soundtrack. Einziges Problem: er ist zu kurz. Das hat zur Folge, das die teils stundenlangen Suchen nach dem nächsten Item oder der nächsten Interaktion, die das Spiel von euch verlangt, von den immer selben ca. 30 Sekunden Melodie-Loops begleitet werden. Für mich hieß das irgendwann, dass ich wirklich den Ton ausschalten musste, weil die Musik, man muss es so sagen, mir auf die Nerven ging. Sehr schade um die eigentlich schönen, wenn nicht weltbewegenden Stücke, die der Soundtrack bietet.
Fazit
Um die Eingangsfrage zu beantworten: ja, Children of Silentown reiht sich mühelos in die prominente Point&Click-Sparte des Publisher-Mutterhauses Daedalic ein. Mit einem sehr individuellen Art Style, stimmigen Charakterdesigns, und einer packenden Story mit einer dichten, düsteren Stimmung weiß es sich außerdem noch von den anderen Vertretern abzuheben. Da verzeiht man auch mal das Gameplay, das nicht viele Überraschungen bietet, und die leider mit der Zeit nervtötende Musik.
Wer also Fan der Point&Click-Adventures insbesondere aus dem Hause Daedalic ist und dazu einen ernsten Titel ohne den Humor von Deponia oder Edna bricht aus sucht, der erhält hier eine klare Empfehlung. Wer sich generell nicht mit dem Genre anfreunden kann, wird hier keine Argumente finden, seine Meinung zu ändern.
Children of Silentown verdiente sich die
GAMAZINE SILVER TROPHY
Children of Silentown ist seit dem 11. Januar verfügbar. Hier kommt ihr zum Kauf!