Wir haben für euch das Audio Interface U22C von Steinberg getestet. Ob sich dieses Audio Interface lohnt, erfährst du in unserem Review dazu.
Die Vorderseite des Interfaces
Das Steinberg UR22C stellt den direkten Nachfolger des erfolgreichen UR22 MK II dar, dies merkt man auch, wenn man beide Geräte nebeneinander hält. Optisch sehen beide Geräte sehr ähnlich, nur hier und da gibt es kleine Unterschiede zu entdecken. So wurde zum Beispiel der Drehregler für die Ausgangslautstärke der Monitore etwas weiter nach unten versetzt und mit einem größeren Regler ausgestattet, welcher mit einem hintergrundbeleuchteten LED-Ring verziert wurde. Neu hingegen ist ein Mono / Stereo Knopf an der Vorderseite des Gerätes, womit man sein Eingangssignal von den vorneliegenden XLR-Buchsen regeln kann. So kann man hier zum Beispiel das Mikrofon auf den rechten Ausgang und ein weiteres Instrument auf den linken Ausgang des Interfaces routen. Ist die Stereofunktion aktiv, werden alle Eingangssignale als Stereo auf beiden Ausgängen wiedergegeben.
Weiterhin bietet das Interface die gleichen Eigenschaften wie sein Vorgänger: 2 Eingangsbuchsen an der Vorderseite für XLR (symmetrisch) oder Klinke (symmetrisch/unsymmetrisch), welche durch einen jeweils vorhandenen Klasse A D-PRE Vorverstärker verfügen und der linke Mikrofoneingang mit 48V Phantomeinspeisung betrieben werden kann. Für jeden Eingang steht jeweils einen GAIN-Regler zur Verfügung, womit man die Eingangslautstärke der angeschlossenen Instrumente regeln kann. Ob ein Signal anliegt, kann man an den darüber liegenden Indikatoren in Form von rot leuchtenden LEDs feststellen, leuchten diese, liegt ein Eingangsignal an. Weiterhin befindet sich dort ein Indikator für den USB Betrieb und für die 48V Phantomeinspeisung.
Auch vorhanden ist ein kleiner Drehregler für das Monitoring zwischen angeschlossenen Instrumenten und der DAW, sowie ein Kopfhörerausgang mit separatem Lautstärkeregler, der von den Ausgängen des Gerätes getrennt ist. Dies ist ebenfalls eine Neuerung, welche der Vorgänger nicht besaß, dort musste man vorher die hinteren Ausgangskabel entfernen, da sich die Lautstärke der Ausgangskanäle und Kopfhörer nur zusammen regeln ließen. Die Neuerung hingegen finden wir bei weitem besser, da man das Gerät nun nicht mehr ständig in die Hand nehmen oder an einer bestimmten Position platzieren muss, um an die Verkabelung zu kommen. Laut Herstellerangaben lassen sich mit dem Kopfhörerausgang Kopfhörer mit höchstens mit 2 x 15 mW bei 40 OHM betreiben. Wir haben den Ausgang mit einem Beyerdynamic DT990 Pro mit 250 OHM betrieben und die Lautstärke des Ausgangssignals reicht hier vollkommen aus. Es könnte natürlich immer etwas lauter sein, aber im Studio herrscht ja in der Regel absolute Stille, wenn man nicht gerade vor einem Fenster sitzt und die Sirenen der Feuerwehr oder Polizei hören muss.
Zu guter letzt befindet sich noch ein Druckschalter mit der Bezeichnung “Hi-Z” auf der Vorderseite, womit man am rechten Eingang hochohmige Instrumente nutzen kann, wenn dieser Taster reingedrückt ist. Ansonsten ist das Design des Audio Interfaces eher schlicht in schwarz und einem Band aus grau gehalten.
Die Rückseite des Audio Interfaces
Das UR22C verfügt über einen USB-C 3.0 und ein Mini-USB Anschluss, wobei man hier zudem über einen kleinen Schalter auswählen kann von wo das Gerät seine Energiezufuhr beziehen soll. Das Audio-Interface kann man nämlich auch als Stand-Alone Einheit ohne Computer nutzen, was dem Musiker völlige Freiheiten bietet. Zudem kann man dadurch entscheiden, ob das Interface im DAW Betrieb separat von einer externen Stromquelle seine Energie beziehen soll oder direkt mit über USB 3.0 befeuert wird. Weiterhin ist das Interface zu Apple Geräten wie das iPad oder einem Smartphone kompatibel, wenn man dieses mit einem separat erhältlichen Kabel mit diesen Geräten verbindet. So kann man auch unterwegs mit seinem mobilen Gerät Musik produzieren. Leider haben wir festgestellt, dass sich Aufnahmen im Betrieb an mobilen Geräten nicht wirklich lohnen und die Latenzen hier bei weit über 300ms liegen. Dies macht ein mobiles Recording am iPad oder iPhone so gut wie unmöglich.
Leider nicht gut gelöst ist der Schalter für die 48V Phantomeinspeisung, welcher sich hinten auf dem Gerät befindet. Hier hätten wir uns auch eine Bedienung auf der Front gewünscht, da man nun immer das Gerät aus seiner Standposition ziehen oder sich mit dem Arm und den Fingern umständlich hinter das Gerät schlängeln muss, um diese ein- oder auszuschalten. Hier sollte man bei zukünftigen Geräten nachbessern und es dem Benutzer einfacher machen.
Schön hingegen ist, dass sich auf der Rückseite des Gerätes jeweils ein MIDI Ein- und Ausgang befindet, womit man auch ältere MIDI-Instrumente direkt an das Interface anschließen und nutzen kann. Hier sollte man jedoch darauf achten, dass man nur den MIDI Port 1 nutzen kann, wenn man das Interface mit einem iPad oder iPhone betreibt, da das Gerät sonst nicht erkannt wird. Auch sollte man bei der Nutzung von MIDI-Instrumenten keine DSP-Effekte verwenden, welche das Interface intigriert hat, da es hier zu Fehlern im Datenstream kommen kann. Darauf wird deutlich in der Bedienungsanleitung hingewiesen.
Und auch hier befinden sich zu guter letzt noch 2 symmetrische/unsymmetrische Klinkenausgänge für den Anschluss an Monitorlautsprecher, welche man mit den GAIN-Reglern an der Vorderseite einstellen kann.
Die inneren Werte
Die Yamaha D-PRE Vorverstärker sind in Ordnung, könnten jedoch etwas mehr Feuer geben, wenn man höherohmige Geräte betreibt. Hier fehlt es etwas an Kraft und man muss die Lautstärke in seiner DAW nochmals anpassen. Dies stellt kein Problem dar, aber schön wäre es gewesen, wenn man hier vom Grund auf eine solide Basis gewählt hätte. Das Interface bietet laut Hersteller eine Abtastrate von 32-Bit bei bis zu 192kHZ, was absolute Studioqualität garantiert. Diese hohen Einstellungen sollte man jedoch nicht beim Producing verwenden, da hier die Latenzen extrem hoch sind und die Prozessorleistung auf Maximum ausgereizt wird. Eher ist das für Aufnahmen gedacht, um so wenig Detailverlust wie möglich zu haben. Beim Producing hingegen sollte man die gängigen 24-Bit bei 48kHZ einstellen. Hier zeigt das Gerät erst seine wahre Stärke, indem man viele VST-Plugins mit niedriger Prozessorauslastung nutzen kann. Dies bedeutet jedoch nicht, dass man hier nun schluderig arbeiten sollte, denn auch das Interface kommt irgendwann an seine Grenzen, daher ist es trotzdem ratsam struktuiert zu arbeiten.
Von einigen Nutzern lasen wir in ihren Produktbewertungen auf Shopseiten von Dingen, wie Aussetzer im USB-3 Betrieb oder von Knacksern im Ton während den Aufnahmen und der Produktion. Hier konnten wir jedoch nichts von diesen Problemen feststellen. Laut Hersteller soll bei diesem Problem wohl die Firmware aktualisiert und anstelle von USB-3 die USB-2 Funktion in der ASIO-Software eingestellt werden. Das Problem soll durch Standart Windows USB-Controllertreiber zustande kommen, daher raten auch wir aus der Redaktion zur Nutzung von Controller-Treibern des Mainboard-Herstellers. Wir hingegen haben andere negative Erfahrungen beim rendern mehrerer fertiggestellter Musikstücke feststellen dürfen.
Wir renderten verchiedene Musikstücke in der DAW mehrmals mit den möglichen Bit Auflösungen und kHZ-Raten, welche das Interface unterstützt. Bei allen Musikstücken ist uns direkt am Anfang, während der ersten Sekunden ein Knacksen aufgefallen, welches tatsächlich nach 2-3 Sekunden verschwindet und im fertigen Track sonst nicht weiter auftaucht. Womit das zusammenhängt, können wir nur erahnen. Wir gehen hier davon aus, dass das mit der Bufferung zusammenhängt und das Gerät das rendern anfängt, bevor die Daten vollständig angekommen sind. Die tatsächlichen Ursachen dafür bleiben uns jedoch ein Rätsel, da wir auch verschiedenen Buffer Einstellungen im ASIO Treiber verwendeten.
Ein interessanter Aspekt an dem UR22C sind die bereits intigrierten Hardware DSP-Effekte von Yamaha, welche auf dem SSP3-DSP-Chip abgelegt sind. Diese lassen sich zwar nicht in der DAW Live mit aufzeichnen, bieten aber Instrumentenspielern die Möglichkeit vorab eine Vorschau zu bekommen, wie der später aufgenommene Sound klingen könnte, wenn man diese nach der Aufnahme mit VST-Effekten belegt hat. Die angesprochenen DSP-Effekte kann man am Computer mittels Stand-Alone Software oder als VST von Yamaha ansteuern und regeln.
Enthalten sind die DSPs “Yamaha – Sweet Morphing Channel Strip”, welches ein Multi-Effekt Plugin mit Kompressor und EQ ist. In diesem Plugin kann man aus bereits gewählten Voreinstellungen mittels gespeicherter Presets wählen oder seine eigenen Einstellungen vornehmen. Dieses Plugin bietet zum Beispiel Gitarrenspielern je nach vorgenommener Einstellung ein angenehmeres Hörgefühl. Zur professionellen Nutzung zum Aufnehmen ist dieses Plugin jedoch nicht geeignet, da es nicht genug Kraft mit sich bringt.
Besser hingegen ist der “REV-X” Effekt, welcher wirklich sehr gute Reverbs und Halls ohne merkbarer Latenzen erzeugt. Die Hardware im Interface ist hier schnell genug und die Latenzen bewegen sich hier im 0,2ms Bereich, diese fallen also absolut nicht auf. Dieser Effekt lohnt sich sogar für Aufnahmen, so glasklar hört es sich an. Auch hier kann man wieder auf voreingestellten Presets wählen oder eigene Halls / Reverbs designen und bieten dem Musiker also genug Freiraum für Experimente und Kreativität.
Auch nicht schlecht sind die “Guitar Amp Classic” Effekte, wobei man hier aus Clean, Crunch, Drive und Lead wählen und separat einstellen kann. Hier haben Gitarrenspieler ihre Wahre Freude daran, wenn sie rockige Solos oder klassische Musikstücke spielen.
Wie zuvor bereits gesagt, sind alle diese Effekte eigentlich nur im Monitoring nutzbar. Wenn man aber das Interface entsprechend Routet, kann man diese Effekte auch durch Umwege aufzeichnen. Mit dem dspMixFX Mixer kann man die genutzten Effekte auch in Podcasts oder anderen Streams auf einen Streaming-Kanal legen, damit hören die Zuhörer im Internet gerade das, was man eingestellt hat und wie man es selbst auch hört. Dies funktioniert auch wenn man gerade am Live produzieren ist. Eine nette Funktion, nicht nur für Musiker.
Allgemein ist die Tonqualität des Interfaces recht gut und lässt keine Wünsche offen. Die Musikstücke sind je nach Einstellungen im System wirklich klar und Druckvoll. Also auch für Musikliebhaber ist dieses Interface als Soundchip / Soundkartenersatz zu empfehlen.
Weitere Software
In der Verpackung befinden sich neben dem Interface, dem USB-Kabel und der Bedienungsanleitung auch noch jeweils ein Code für den Download der DAW Steinberg Cubase AI und für die iOS APP Cubasis. Hier wird dem Nutzer also die Möglichkeit geboten, sofort mit der Musikproduktion loszulegen. Weiterhin bietet Steinberg den Nutzern von Cubase AI die Möglichkeit günstiger auf höherwertige Versionen von Cubase zu upgraden, letzteres sollte man jedoch wirklich nur dann tun, wenn einem die DAW zusagt und man damit zurecht kommt. Das Interface und die DSP-Effekte lassen sich auch in jeder anderen DAW nutzen!
Fazit
Das Steinberg UR22C ist ein solides Audio-Interface mit einer mehr als nur ausreichenden Ausstattung für das Home-Recording-Studio zum angemessenen Preis von 199 Euro, welches man aber auch schon in einigen Rabattaktionen für um die 155 Euro erwerben kann. Die Latenzen im ASIO-Treiber sind mit Bufferlängen und weiteren Einstellungen steuerbar. Diese sollte man jedoch nur je nach Bedarf einstellen. Standartmäßig kommt man mit einer Buffergröße von 256 – 512 bei 24-Bit und 48kHZ zurecht. Für Gesangs oder Instrumentenaufnahmen sollte man diese Einstellungen jedoch anpassen, um die meisten Details aus seinen Instrumenten oder der Stimme zu holen. Die Optik des Gerätes ist gut und wirkt professionell. Hier und da gibt es in der fertig gerenderten Aufnahme anfangs leichte Knackser, welche dann im späteren Musikstück verschwinden und wir die Ursache dafür nicht finden können. Wenn man das weiß, kann man dies umgehen. Im allgemeinen bekommt man mit dem Steinberg UR22C ein solides Werkzeug für die Musikproduktion und daher können wir das Gerät uneingeschränkt empfehlen.