South Park: Snow Day ist ein merkwürdiges Spiel, das angesichts der ambitionierteren RPG-Angebote der Serie wie ein Nebeneinstieg wirkt. Die Stadt South Park wird von einem schlimmen Schneetag heimgesucht, was durch eine Cartoon-Eröffnung brillant vermittelt wird, in der man Einwohner erfrieren und Tanklaster ins Eis krachen sieht, während Cartman betet, dass die Schule ausfällt. Als die Schule tatsächlich geschlossen wird, werden Sie als der Neue (derselbe kanonische Neue aus Stick of Truth und Fractured But Whole) in Cartmans und Kyles andauernden Fantasy-Krieg zwischen losen thematisierten Zauberern und Elfen hineingezogen.
Als vor ziemlich genau zehn Jahren das Rollenspiel “South Park: Der Stab der Wahrheit” an den Start ging, gab es in so einigen Bereichen Anlass für Lob. Einer davon betraf die visuelle Präsentation. Zwar mussten sich die beiden Serienschöpfer Trey Parker und Matt Stone gemeinsam mit Entwickler Obsidian Entertainment zunächst überlegen, wo genau sich auf der Weltkarte eigentlich welche Gebäude befinden. Ansonsten sah das Spiel aber aus, wie die interaktive Version der berühmten TV-Serie. Auch “South Park: Snow Day“, das nun auf PC und Konsole indirekt die Handlung von “Der Stab der Wahrheit” fortsetzt, können wir für seine gelungene visuelle Umsetzung loben.
Die Geschichte ist geradlinig und eintönig, denn Sie und die South Park-Bande beschließen, Ihre Fantasy-Abenteuer an einem verschneiten Tag fortzusetzen, und Sie kämpfen gegen sie und ihre Schergenhorden, einen nach dem anderen. Das Ganze dauert etwa fünf Stunden, und es passiert sehr wenig Nennenswertes, es gibt keine großen Überraschungen, keine schrecklichen Ekelmomente, und selbst die Charaktere, die Sie kennen und lieben, verhalten sich bizarr zahm, verglichen mit dem, was Sie nach all den Jahren erwarten würden. Der völlig durchgeknallte Randy hat ein paar Auftritte, wo er Toilettenpapier hortet, aber er rastet nie aus oder liefert einen denkwürdigen Einzeiler; sogar Cartman, dessen ganze Persönlichkeit darin besteht, das größte Monster zu sein, das man sich vorstellen kann, benimmt sich die ganze Zeit über größtenteils gut, obwohl er kurz selbst als Bösewicht auftritt.
Aber am Ende ist es ein wenig unbefriedigend: Dieses Spiel bietet nicht zu viel in Bezug auf Level und Modi. Es hat ein einfaches und unterhaltsames Kampfsystem, das die Wiederholungen gerade so verträgt, und gute Upgrade-Pfade, aber ohne die Tiefe oder die neuen Möglichkeiten, die zu wiederholtem experimentieren anregen. Im besten Fall kann es Kameradschaft gegen Chaos sein, die Art von Spießrutenlauf, den wir alle in einem guten Horde-Modus lieben, aber allzu oft liegt es irgendwo darunter und verfällt sogar in eine triviale Leichtigkeit und ist über längere Strecken kaum mehr als ein Sammelmarathon.
Zu guter Letzt wählt ihr an einem Kartentisch eine Bullshit-Karte aus. Das ist bis zum Beenden der aktuellen Mission euer ultimativer Skill, den ihr jederzeit, aber nur in begrenzter Anzahl aktivieren dürft. Dabei wachst ihr zwischenzeitlich zu einem Riesen heran und richtet entsprechend viel mehr Schaden an. Ihr ruft ein paar Minions als Kampfunterstützer an eure Seite, lasst einen Meteorschauer regnen oder schiesst einen Laserstrahl aus dem Auge. An besagtem Tisch wählt ihr zudem die erste Bonuskarte, mit der ihr eure gewählte Ausrüstung verstärken könnt. Rüstungen gibt es übrigens keine. Mit Klamotten, Bärten, Brillen und anderem Kram könnt ihr euren Helden lediglich optisch anpassen.
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Fazit
“South Park: Snow Day” ist auch in Bezug aufs Gameplay keineswegs gänzlich spassbefreit. Denn Gegner mit Furzattacken anzugreifen oder mit Katzenurin zu bespritzen, um sie zwischenzeitlich zu Mitkämpfern zu machen, ist schon lustig. Davon kann das Spiel in Anbetracht der letztlich geringen spielerischen Vielfalt, vor allem aber aufgrund der bestenfalls mässig präzisen Steuerung und der in einigen Umgebungen mangelnden Übersicht allenfalls geringfügig profitieren. Fans der TV-Serie kommen dafür in anderen Bereichen etwas stärker auf ihre Kosten.
South Park: Snow Day verdiente sich die
GAMAZINE SILVER TROPHY