Wie schön wäre es doch, nur ein Mal im Mittelalter zu leben. Als stolzer Ritter böse Drachen zu jagen und als Dank die wunderschöne Prinzessinn zu heiraten…
So zumindest sehen Träume in Köpfen von Kinder aus. In Medieval Dynasty aus dem Studio Render Cube und vertrieben von Toplitz Productions aus der Dynasty Franchise, geht es jedoch eher um das harte, bürgerliche Leben und um die Verwaltung einer eigenen Siedlung. Dazu aber später mehr.
Wir beginnen unsere Geschichte als junger Mann, welcher seit der Ermordung seiner Eltern untergetaucht ist und um sein eigenes Überleben gekämpft hat, wobei letzteres noch immer eine tägliche Aufgabe ist, die es zu bewältigen gilt. Gleich zu Beginn unseres Erscheinens werden wir in ein in der nähe gelegenes Dorf geführt und erkunden die Gemeinde. Wir stoßen hier auf Händler und Dorfbewohner, wobei einige uns mit Aufgaben beschäftigen wollen.
Da wir am Anfang sowieso noch nicht wissen, was wir überhaupt tun sollen, beschließen wir uns dazu, den Anwohnern zu helfen und erledigen eine Quest nach der Anderen. Während den Aufgaben erlernen wir Stück für Stück das Sammeln von Baumaterialen, Lebensmitteln und Kräutern, welche wir mit dem fortschreiten des Spielverlaufes benötigen. Nach einigen “Tutorial-Quests” sollen wir auch schon damit beginnen, ein eigenes Haus zu bauen. Damit wir dieses jedoch bauen können, benötigt es dazu auch noch entsprechende Werkzeuge, welche wir uns natürlich mit den gesammelten Gütern schnell herstellen können. Haben wir unser Haus gebaut, befindet sich darin ein Bett, eine Truhe, eine Feuerstelle und ein Tisch. In der Truhe können wir unsere gesammelten Gegenstände lagern, am Feuer etwas zu Essen zubereiten und im Bett schlafen, sowie speichern.
Willkommen in einer Zeit, lange vor der Industrialisierung und Überbevölkerung des Planeten. In Medieval Dynasty erkundest du eine weitläufige Landschaft, welche mit Wäldern, Grasflächen und Flüssen durchzogen ist. Ab und zu stößt du auf eine Siedlung mit ihren Einwohnern.
Bei Medieval Dynasty handelt es sich somit um ein Überlebensspiel mit Rollenspiel- und Strategieanteilen, wobei hier jedoch ein besonderes Augenmerk auf die Logik des Spieles gesetzt wird. Unser Abenteurer und auch alle Einwohner des Tales werden über die Jahre älter, bis sie sterben. Der Clou am eigenen überleben liegt darin, sich zu verheiraten und seine eigenen Gene weiterzugeben, wobei man im späteren Verlauf des Spieles seine eigenen Kinder und Kindeskinder spielt, sobald das Leben des Vorfahren endet. Demnach ist es also essentiell wichtig, schnell für die eigene Zukunft vorzusorgen. Am besten geschieht dies mit dem Ausbau einer eigenen Siedlung. Schritt für Schritt baut man neue Häuser für Bewohner, sorgt für genügend Arbeit für alle und macht den Frauen schöne Augen oder beschenkt sie mit Gegenständen, die sie nicht abschlagen können. Jedoch muss man sich seine zukünftigen Bürger erstmal anwerben. Am einfachsten geschieht dies an den unzähligen Feuerplätzen in den Dörfern.
Aber Achtung, auch eure eigenen Bewohner benötigen, wie du selbst auch, Lebensmittel und Werkzeuge, damit sie für dich arbeiten können und nicht durch Frust abwandern oder gar sterben.
Die Quests sind ehrlich gesagt etwas schnöde gestaltet. Man läuft von Aufgabe zu Aufgabe, macht hier eine Besorgung, liefert dort etwas ab. Also wer an ein richtiges RPG wie Skyrim denkt, wird hier sicher enttäuscht werden. Unser Gedanke dazu ist, dass die Aufgaben eher Mittel zum Zweck sind, jedoch neben den Ansehen in den Gemeinschaften, keine weiteren Auswirkungen auf das Spielgeschehen haben.
Mit dem sammeln von Baustoffen und Lebensmitteln, dem Handwerken und sogar dem Unterhaltungen mit Einwohnern, sammeln wir Erfahrungspunkte, mit denen wir in einzelnen Fachgebieten aufsteigen und neue Fähigkeiten freischalten können. Diese kosten jedoch Silbertaler, welche wir nur durch Aufgaben, Verkäufe unserer produzierten Waren oder auch durch Diebstahl erhalten.
Sehr positiv anzumerken ist das Jahreszeiten-System im Spiel. Umso weiter das Jahr fortschreitet, desto unterschiedlicher sind die sammelbaren Lebensmittel. So findet man zum Beispiel im Frühjahr eine üppige Anzahl an unterschiedlichen Kräutern, welche es im Winter nur sehr selten gibt. Im Spätsommer kann man Äpfel, Weizen, Hafer ernten, wogegen man im Herbst wiederum einige unterschiedliche Pilzarten findet. Um also aus jeder Jahreszeit das Beste herauszuholen, solltest du dir also Gedanken über die Gesamtsituation machen, um wirtschaftlich das beste Ergebnis zu erzielen. So wäre es zum Beispiel sehr sinnvoll, die im Sommer geernteten Überschüsse im Winter oder Frühjahr zu verkaufen, da hier dann die Höchstpreise gezahlt werden. Wie im realen Leben bestimmt die Nachfrage oder besser gesagt, die Vorrätigkeit den Preis. Umso weiter du im Spiel fortschreitest, desto mehr Technologien erlernst du. Dies geht soweit, bis du irgendwann Erz Minen bauen, Werkzeuge aus Metallen herstellen kannst und eine riesige Stadt erschaffen hast. Letzteres ist im Übrigen das eigentliche Ziel des Spieles, wenn man von der Entwicklerbeschreibung zu dem Spiel ausgeht.
Sehr gefallen hat uns die dezente Musik, welche sich nicht sehr aufdringlich anhört und das Spielgeschehen untermalt. Leider sind keine traditionellen Mittelalterlieder zu hören, welche man in solch einem Spiel erwarten könnte, dennoch ist diese auf Stil des Mittelalters gemacht oder eher wie sich die westliche, moderne Gesellschaft diese vorstellt oder vorgesetzt bekommt. Auch die Soundeffekte hören sich sehr natürlich an. Einzig auffällig hörte sich das Heulen eines Wolfes an. Dies klang wie als hätte ein Mitarbeiter des Entwicklerteams selbst in das Mikrofon geheult, weil kein Wolfgeheule zur Verfügung stand. Ansonsten hört sich aber alles Andere sehr stimmig an.
In den unterschiedlichen übersichtlichen Ringmenüs findest du alle Optionen, die du zum herstellen von Objekten, bauen von Gebäuden oder Möbeln und betreiben von Landwirtschaft benötigst. Der Zugriff auf diese Menüs geht super schnell mit Hilfe der Taste “Q” auf der Tastatur und der Maus.
Alle weiteren Menüs erreichst du sehr einfach über die Tabulatortaste auf der Tastatur und kannst dir damit unter den verschiedenen Registern die eigenen Statistiken, Errungenschaften, Besitzümer und Karte ansehen und verwalten.
Die Karte bietet einiges zum entdecken. In diesem Menü kannst du deine mitgetragenen Gegenstände und Kleidungsstücke ansehen und verwalten. Im Technologiemenü kannst du neue Fähigkeiten freischalten, insofern du genügend Erfahrungspunkte gesammelt hast. Im Tagebuch-Menü findest du alle aktiven und bereits abgeschlossenen Quests. Nach dem freischalten neuer Technologien, könntest du dir neue Gebäude oder Gebrauchsgegenstände freischalten.
Die Grafik von Medieval Dynasty kann sich auch sehen lassen. Natürlich kann man keine Grafikbombe erwarten, für das Spiel ist die Darstellung jedoch passend und stimmig. Die Texturen sind zu großen Teilen sehr hochauflösend und bieten je nach Jahreszeit eine unterschiedliche Ansicht. So wechseln die Texturen zu den passenden Jahreszeiten und stimmen dich mehr oder weniger ein.
Leider besitzt das Spiel neben den unterschiedlichen Spielemodi, welche von Überleben bis zu Sanbox reichen, kein Multiplayer-Modus. Gerade bei dieser Art von Spiel wäre ein eigenständiger Mehrspielermodus sehr interessant geworden, von daher finde wir es eigentlich schade, dass dieser nicht in das Spiel eingebaut wurde. Wenn man jedoch in Betracht zieht, dass das Spiel eine Mischung aus Rollenspiel, Überlebensspiel und Strategie darstellt, kann man die Entscheidung jedoch verstehen, wobei aber auch andere Entwicklerstudios diese Genres bereits seit längerer Zeit inklusive eines Multiplayer-Modus anbieten. Auf die Dauer gesehen wird das Spiel als Einzelspieler irgendwann langweilig und man erledigt nur noch die Aufgaben, um entweder die Quests zu 100 Prozent abzuschließen oder um eine riesige Farming-Maschine aufzubauen. Aber vielleicht entwickelt Render Cube noch ein passendes DLC, was diesen missstand ausmerzt.
FAZIT
Medieval Dynasty ist ein interessantes Spielekonzept, welches kurzweilig von Interesse sein dürfte. Die Mischung aus Rollenspiel, Überlebensspiel und Strategie passt aufgrund der wechselnden Jahreszeiten und den verfügbaren Ressourcen sehr gut zusammen. Die Musik und auch die Präsentation passt stimmig zur Thematik. Leider besitzt das Spiel keinen Mehrspieler-Modus, was auf Dauer dafür sorgen wird, dass man das Spiel nicht auf längere Dauer spielen wird. Für 29,99 Euro ist das Spiel gerade noch in einem akzeptablen Rahmen, wobei es jedoch auch noch eine Ultimate Edition gibt, welche mit 48,41 Euro zubuche schlägt. Dabei sind dann allerdings alle zusätlichen DLCs (Soundtrack, Offizieller Guide, Cookbook). Ob man jedoch den Mehrwert nutzen sollte, möchte gut überlegt sein.
Das MEDIEVAL DYNASTY verdiente sich die
GAMAZINE BRONZE TROPHY
TRAILER