Nach dem Release von Rogue Legacy im Jahr 2013, dass das Roguelike-Genre neu dachte, und das Roguelite-Genre begründete, dauerte es eine ganze Weile, bis wir einen Nachfolger bekamen. Rogue Legacy 2 wurde 2020 im Early Access veröffentlicht, die finale Version bekamen wir allerdings erst dieses Jahr. Kann der Nachfolger in die großen Fußstapfen des Originals treten?
Auch Rogue Legacy 2 bedient sich im Kern der klassischen Roguelike-Elemente. Der Gameplay-Loop ist in Runs aufgeteilt, zu deren Beginn ihr jeweils euren Charakter wählt. Dabei bleiben eure bereits gefallene Helden nicht namenlose Statisten, sondern bilden einen immer länger werdenden Stammbaum, den ihr jederzeit begutachten könnt.
Und auch euer aktueller Charakter hebt sich jederzeit vom vorigen ab durch einzigartige Kombinationen aus Klassen, Buffs und Debuffs. Dabei habt ihr immer die Wahl aus (zu Beginn) drei Charakteren. Spielt ihr den Koch mit Bratpfanne als Waffe, der Projektile abwehren kann, aber durch eine Sehschwäche seine Gegner nur verpixelt sieht? Oder die Bogenschützin mit Flatulenzproblemen? Hier lässt das Spiel seine Charme- und Humormuskeln spielen und glänzt durch seine Individualität.
Zu sehr solltet ihr an eurem Helden allerdings nicht hängen, denn er wird euch nicht allzu lange begleiten. In bester Roguelike-Manier ist das Spiel darauf ausgelegt, dass ihr sterbt. Und zwar oft. Auf eurem Weg durch die sechs Biome, an deren Ende euch jeweils ein Boss erwartet, werdet ihr wiederholt an eure Grenzen stoßen. Trotzdem kommen Metroidvania-Fans voll und ganz auf ihre Kosten. Die Erkundung und das Looten der einzelnen Stages werden einfach nicht öde, und die Jagg nach der nächsten Chest entwickelt ihren eigenen Suchtfaktor.
Sollte es doch stellenweise zu hart werden, lohnt sich eine Rückkehr in eure Basis. Dort erwartet euch das Upgradesystem von Rogue Legacy 2. Wie bereits im Vorgänger wird hier die Roguelike-Formel aufgebrochen, denn ihr beginnt nicht jeden Run von Null. Durch das Aufleveln eures Schlosses bspw. erhaltet ihr Buffs auf Werte wie Gesundheit, Rüstung, oder Glück. Beim Schmied könnt ihr mit in euren Runs gefundenen Blaupausen neue Rüstungsteile anfertigen lassen, gleiches gilt für die Magierin, die euch mit Runen ausstatten kann. So startet ihr euren nächsten Anlauf gestärkt, und es ist für genug Abwechslung gesorgt, um mit verschiedenen Builds zu experimentieren.
So entwickelt Rogue Legacy 2 eine Dynamik, die es schwer macht das Pad aus der Hand zu legen. Zu groß ist der Reiz „nur noch einen Run“ zu starten, ein bisschen Gold zu looten und vielleicht endlich diesen vermaledeiten Boss zu legen. Denn erst wenn ihr alle sechs Endgegner der verschiedenen Biome besiegt habt, öffnet sich die Tür zum finalen Boss. Diese Kämpfe sind abwechslungsreich gestaltet, und herausfordernd, ohne das Gefühl zu erwecken unfair zu sein. Die Motivation leidet daher nur selten.
Wer sich jetzt allerdings fragt, warum die Story bisher noch nicht zur Sprache kam: die ist leider nicht sehr erwähnenswert. Mit in den Leveln verteilten Schriftstücken, und Dialogen mit Charakteren wird versucht, Lore aufzubauen, und die Geschichte so auszuschmücken, und es scheint auch durch, dass hier eine interessante Story schlummert. Nur leider wird sie so nicht sehr denkwürdig transportiert, und gerät meist in den Hintergrund. Der Star der Show ist das Gameplay. Das ist schade, denn bspw. Titel wie Hades oder Returnal haben schon gezeigt, wie sich eine interessante Story in Roguelites auch ansprechend umsetzen lässt.
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Fazit
Trotzdem ist Cellar Door Games mit Rogue Legacy 2 ein echtes Kunststück gelungen: sie haben den bahnbrechenden ersten Teil tatsächlich noch getoppt. Gameplay-Mechaniken, die übernommen wurden, wirken jetzt ausgefeilter, insgesamt wirkt das Spiel durchdachter, und vollkommener, fast so, als wäre der erste Teil nur ein Teaser gewesen. Somit landet Rogue Legacy 2 zumindest in meiner Top 3 des Jahres. Und in einem Gaming-Jahr wie diesem hat das was zu heißen
ROGUE LEGACY 2 verdiente sich die
GAMAZINE GOLD TROPHY